Mittwoch, 20. März 2013

Hinweis

Aufgrund der Einstellung der Verlagstätigkeit der petit-Verlages sind neue Exemplare der Anthologie ausschließlich über den Landesverband Brandenburg erhältlich. Interessenten setzen sich bitte mit der Vorsitzenden Carmen Winter in Verbindung.

Mittwoch, 9. Mai 2012

Ossietzky 13/2011


Brandenburgische Anthologie

24 Autoren kommen mit 37 Texten in einer Anthologie zum gedruckten Wort, die der Landesverband Brandenburg des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS) in der ver.di in Zusammenarbeit mit dem Kulturwerk brandenburgischer Schriftsteller herausgegeben hat. Meist kurze Prosa, einige Gedichte, Essayistisches – zu viel, als daß ich hier auf jeden Text eingehen könnte.
Die historische Linie beginnt in den ersten Jahren des Zweiten Weltkriegs mit einer stimmungsvollen Kindheitserinnerung des Lyrikers und Nachdichters Erhard Scherner, der sich hier einmal mehr als kluger Prosaautor erweist (»Hier ist alles still«), sie führt über die Nachkriegszeit (»Greta Matuschke«) bis in die facettenreiche Gegenwart. Die Texte spiegeln die Vielfalt des Lebens in oft überraschend neuer Sicht (»Der Philosoph hinter Silly«). Autobiografische Notizen (»Wie ich Ossi wurde«) mischen sich mit Charakterstudien (»Einfache Verhältnisse«), verdichteten psychologischen Episoden (»Heimkehrer«) und originellen poetischen Ideen (»Einladung«). Manches wurde in eine treffsichere satirische Form gebracht (vor allem »Runderneuerung«) oder als Humoreske ins Groteske gesteigert (»Scharlie«).
Bei den Gedichten löst ein glättend versöhnlicher Grundton (»Als mein kleines Dorf zum Schachbrett wurde«) Fragen aus. Vielleicht ist es kein Zufall, daß die drei Herausgeber gleich danach die klaren Aussagen eines gutwillig in die Politik Gegangenen (»Momentaufnahmen aus dem Bundesdorf Bonn 1995–97«) angefügt haben. Fraglich dann wieder, warum ein Rätsel aus gemeinsamer Kindheit und Jugend ungelöst bleiben muß (»Gisela«).
Beeindruckende Kurztexte und Verse machen tief nachdenklich und verstärken den guten Gesamteindruck des Bandes.
Hans Müncheberg
Ingeborg Arlt, Till Sailer, Carmen Winter (Hg.): »wir wahren worte. Texte aus Brandenburg«; petit édition, 176 Seiten, 9,90 €

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Zur Erinnerung: Buchpremiere

Nach ein paar Monaten Erfahrungen wundert es nicht mehr, dass selbst in diesem kleinen Artikel der "Potsdams andere Seiten" (Mai 11) ein Fehler enthalten ist (Richtig war Bildungsministerium ...):

Donnerstag, 28. Juli 2011

Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ)

LITERATUR: Querbeet durch alle Gattungen

Märkische Autoren im Sammelband


POTSDAM - Es klingt wie ein Versprechen, wie eine literarische Verheißung: neue Texte aus Brandenburg – etwas Frisches liegt in diesem Untertitel, eine Hoffnung, hier äußere sich ein Landstrich, dessen Schriftsteller selten ins Rampenlicht rücken. 24 Brandenburger Autoren bündeln ihre Stücke in dieser Textsammlung, die Herausgeber vom Verband deutscher Schriftsteller in der Gewerkschaft Verdi, Landesverband Brandenburg, sprechen hochtrabend von „Anthologie“. Der Titel „Wir wahren Worte“ soll aufs Kürzel „www“ anspielen, die Vorsilbe der Internetadressen. Doch schon beim Namen hakt es, er will nicht klingen, etwas Ungelenkes liegt darin. Leider muss man das als Omen nehmen.
Viele Texte dieser Sammlung wirken angestrengt, sie bleiben unscheinbar, oder sie arbeiten an den Pointen mit grober Feder. Das stellt man ohne Häme fest, denn wer wünschte sich nicht einen starken Auftritt märkischer Autoren, die vom Schreiben zwar nur selten leben können, aber etwas zu erzählen haben, das über den Moment hinaus im Kopf des Lesers bleibt?
Freilich ist schon die Gestaltung des Titelbildes unglücklich, denn dort prangt in bunter Farbe gleich dreifach der Schriftzugwww.wir.wahren.worte.de, diese Adresse aber gibt es nicht im Internet. Die Homepage des Bandes ist zu finden unter www-wir-wahren-worte-de.blogspot.com.
Immerhin zur Mitte des Buches gibt es einen Befreiungsschlag. Er stammt von Dietmar Schultke. Seine Story, drei Seiten schmal, nennt er „Wie ein Getreidekorn auf dem Acker“, er schreibt von Langerweile, gerade zu jenem Zeitpunkt, als sich die reale Langeweile über dieses Buch legt. Schultke, 1967 in Beeskow geboren, erzählt von Daniel und dessen Motorroller: „Er liebte das Fahren ohne Helm, trotz Polizei und deutschem Recht. Immer wieder probierte er das Verbotene, besonders am Sonntag.“ Wenn er nicht auf seinem Roller fährt, sondern ruht „wie ein Getreidekorn auf dem Acker“, irgendwo „in einem Dorf in der Mark Brandenburg“, wird er „halb irre“ von all dem Müßiggang. Immer wieder braucht Daniel diesen Kitzel, Fahren ohne Helm, Flüchten vor der Polizei. Das hat doppelten Boden und atmet, selten genug in diesem Buch, tatsächlich Witz.
Es gibt im Brandenburger Sammelband viele Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg, an seine unmittelbaren Folgen, an die Suche nach Vater und Mutter, was daran liegen mag, dass viele Autoren just zu Kriegsende oder kurz darauf geboren wurden. Meist sind das integere Texte, sie bieten einen greifbaren, biografischen Ton, ohne den dargereichten Stoff literarisch zu veredeln, mithin einen Stil zu finden, der eine originelle Form für einen individuellen Inhalt fände. Hier spürt man die Beliebigkeit der Genres: Im Buch mischen sich recht wahllos Kurzprosa, Essay, Reportage und Lyrik.
Unangenehm wird die Lektüre, wenn sie selbstgerecht klingt. Klaus Körner, geboren 1946, er wohnt in Petershagen/Eggersdorf, schreibt eine Abrechnung über seine Zeit bei den Grünen, er arbeitete im Bundestag als Referent für Behindertenpolitik. Gerade dieser Tage, da die Grünen so viel Aufwind spüren, wäre es interessant, eine kritische Stimme zu hören. Körner aber spottet, er wird polemisch, beinahe demagogisch. Als Anstoß zur Diskussion taugt sein Pamphlet nicht.
Schade wiederum ist es um einen Text von Thomas Bruhn, geboren 1952, er wohnt in Cottbus. Bruhn trifft sich mit dem Texter der Band Silly und verarbeitet das Treffen zur Reportage. Der Artikel jedoch strandet in autobiografischen Rudimenten, in feuilletonistischen Beliebigkeiten. Bruhn schreibt flüssig, doch ihm fehlt die dramaturgische Zielstrebigkeit. So kommt das Buch in seiner Summe über verheißungsvolle Ansätze kaum hinaus. Die Mark Brandenburg ist reich an Geschichten, die Suche geht weiter nach jenen Schreibern, die sie mit klaren, klingenden Worten aufzulesen wissen. (Von Lars Grote)
info Verband deutscher Schriftsteller in Verdi, Landesverband Brandenburg (Herausgeber): Wir wahren Worte. Petit édition Potsdam, 175 Seiten, 9,90 Euro.

Freitag, 17. Juni 2011

Wenn Rezensenten zu tief ins Glas geschaut haben - heute "Preussenspiegel"


Nachrichten aus Ihrer Region

Brandenburg

Eiche rettete vor dem Keiler

16.06.2011

Brandenburg (pet). "Geschichten aus der Streusandbüchse" haben 27 märkische Autoren jetzt mit Hilfe des Schriftstellerverbandes die Erzähl-Sammlung "wir wahren worte" als Buch herausgebracht.
Einer der Autoren ist der Kirchmöseraner Michael Nowka, der berufliche Erfahrungen als Landwirt, Eisengießer, Harzer und Dichter sammelte. Als Harzer hat er in einer Saison geschätzte 1.500 km zurückgelegt, oft durch hohes Gras, Gestrüpp, über Sümpfe und Steine. Im Winter fror er, im Sommer quälten Durst und Mücken. 1987 notierte Nowka ein besonderes Erlebnis im Wald bei Neubensdorf: unweit von Torfstichen und einer alten verfallenen Ziegelei beobachtete er, wie ein Schwan sein Nest gegen einen Keiler verteidigte. Urplötzlich wandte sich das Borstenvieh ab und konzentrierte sich nun auf den radelnden Nowka, der flugs auf eine Eiche flüchtete und mit Worten versuchte, das offenbar hungrige Schwein zu beruhigen. Erfolgreich, denn Nowka kehrte unverletzt aus seinem Wald zurück und verarbeitete das Erlebnis jetzt in der Geschichte "Der Hochsitz".

"Man arbeitete als Harzer allein, hatte in der Saison etwa tausend Bäume anzureißen. Nach vier Wochen und acht Rissen war der Auffangtopf voll. Hobel und Tropfrinnen wurden ständig von Verkrustungen befreit. Fazit: die märkischen Wälder sind nicht so langweilig, wie sie dem Fremden entlang der Autobahn erscheinen mögen und es gibt noch manches Geheimnis auszugraben", verrät Nowka.

Die 1949 geborene Bibliothekarin Ingeborg Arlt, die wohl in Brandenburg/H. bekannteste Autorin (1987 Anna Seghers-Preis, 2008 C.S.Lewis-Preis), widmet sich in "Einfache Verhältnisse" Kindheitserinnerungen nahe der Stadtmauer. Von der Sechstklässlerin "Bohne", die dennoch viel anderen beigebracht hat und viel zu früh starb. Die Geschichte ist eine Lobhymne auf eine große Frau, die auch Jahre nach ihrem Tod sehr betrauert wird.

"Wir wahren worte", petit edition Potsdam, 9,90 Euro, 176 Seiten, Bestell-Nr. 978-3-940275-04-2.


PS: Wahrscheinlich lag dem Rezensenten das Buch vor, das er hier "rezensierte", indem er zu zwei der Autoren etwas anmerkte. Ich schreibe das verunsichert, weil er dann einen Band mit 24 Autoren in der Hand gehalten haben müsste. Lesen hilft! Die drei verborgenen Autoren melden sich bitte beim Verlag!